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trächtlichen Teil seiner Ersparnisse. Er schenkte seinem Aellesten ein sür das Rechtsstnäinm sehr wichtiges Buch, ein corpus iuris (römische Rechtssammlung). Das wertvolle Buch sollte ein Lobn, vor allem aber ein Ansporn zu neuer Arbeit sein.
Doch der Mensch denkt, Gott aber lenkt! (Nach Joh. Dose.)
b) Luthers Eintritt ins Kloster.
Gründe: Als Luther das erste Mal aus dem Krankenbette lag, hatten sich mancherlei trübe Gedanken eingestellt. Besonders, der eine: „Wie kann ich durch mein Leben einen gnädigen Gott kriegen?" quälte ihn. Er ist ihn nicht wieder los geworden, da „das ernst und gestreng Leben" der Mutter auch ihn zu einem solchen drängte. Sein einziger Wunsch war, ein srommer Mensch zu sein, untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Dies hielt er aber nur sür möglich, wenn er in ein Kloster ginge. Das Verlangen, Mönch zu werden, beseelte ihn und wurde durch besondere Umstände vergrößert.
Luther liebte es, wenn nicht öffentlich gelesen wurde, sich in der Universität Liberei auszuhalten. „Aus eine Zeit, wie er die Bücher sein nacheinander besieht, aus daß er die guten kennen lernt, kommt er über die lateinische Biblia, die er zuvor seines Lebens nie gesehen, doch vermerket er mit großem Verwundern, daß viel mehr Terte, Episteln und Evangelien drin wären, denn man in gemeinen Postillen (Predigtbuch) und in den Kirchen aus den Kanzeln pfleget auszulegen. Wie er im Alten Testament sich umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Historien. Die durchliefet er eilend mit herzlicher Lust und Freude, und weil ihm dies alles neu war, sängt er an von Grund seines Herzens zu wünschen, unser getreuer Gott wolle ihm dereinst auch ein solch eigen Buch bescheren." Von Stund' an war der junge Magister an dieses Buch gebunden; er gewann es immer lieber. Die Bibel ging ihm über alle Rechtsbücher und ihre starren Gesetze.
Das angestrengte Lernen aber warf ihn auss Krankenbett, und er glaubte sein letztes Stündlein gekommen. Ein alter Priester tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Luther, seid getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben, sondern Gott wird noch einen großen Mann aus euch machen, der viele Leute trösten wird." Das Wort erfüllte sich später. Zunächst bewahrheitete es sich, daß Luther genas. Doch blieb er schwermütiger als zuvor. Er hielt es nicht mehr für möglich, durch sein jetziges Leben einen gnädigen Gott zu kriegen; nur noch im Kloster glaubte er den zür nenden Gott versöhnen zu können.
Bald wurde sein ängstliches Gemüt abermals aufs höchste er schlittert. Einer seiner liebsten Freunde1) schied durch schwere Krans*
') Hieronymus Pontz (Buntz). — Er wollte mit Luther die Magister-würde erwerben, erlag aber während der Prüfung einer heftigen Nippenfell-entzündung.
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Zeit verspottete. Über dieses Werk predigte ein Zeitgenosse Brants, Johannes Geiler von Kaysersberg, der in Schaffhausen geboren war und nach dem Tode seines Vaters von seinem Großvater in Kaysersberg erzogen wurde. Er war der berühmteste Prediger seiner Zeit, und Kaiser Maximilian versäumte es nie, ihn zu hören,^wenn er nach Straßburg kam.
Johannes Geiler von Kaysersberg.
Schließlich muß noch Jakob Wimpheling aus Schlettstadt (geb. 1450) erwähnt werden. Zu seiner Zeit blühte in Schlettstadt eine Gelehrtenschule, iu der zahlreiche Schüler aus dem Elsaß und dem übrigen Deutschland ihren Studien oblagen. Aus seinen Schristen leuchtet vor allem lauterste Liebe zum deutschen Vaterlande; den Franzosen, die schon damals das Liedlein vom Rhein als Grenzstrom zwischen Frankreich und Deutschland zu singen ansingen, war er ein unversöhnlicher Gegner.
2. Das Münster zu Straßburg und die Kathedrale
zu Metz.
Daß an Stelle des heutigen Straßburger Münsters ein römisches Gebäude gestanden habe, ist durch Ausgrabungen in
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Extrahierte Personennamen: Brants Johannes_Geiler_von_Kaysersberg Maximilian Maximilian Johannes_Geiler_von_Kaysersberg Jakob_Wimpheling
Extrahierte Ortsnamen: Schaffhausen Kaysersberg Straßburg Elsaß Deutschland Rhein Frankreich Deutschland
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Viii. Wissenschaft und Kunst.
Während des Mittelalters hat das Reichsland, besonders das Elsatz, an den wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen Deutschlands großen Anteil genommen. Eine ansehnliche Zahl der bedeutendsten poetischen Werke verdanken wir den Elsässern, ebenso wichtige prosaische Werke geschichtlichen oder pädagogischen Inhaltes; in der Kirche wirkten zahlreiche Gottesgelehrte als Prediger und Schriftsteller. Auch in der Kunstgeschichte nimmt das Reichsland durch feine Bauwerke eine hervorragende Stelle unter den deutschen Landen ein. In Stratz-burg erfand Gutenberg die Buchdruckerkunst.
1. Dichter und Gelehrte.
Zur Zeit Ludwigs des Deutschen (um-850) lebte in Weißenburg als einfacher Mönch ein Dichter, der zu hohem Ruhme emporstieg. Otsried ist sein Name. Um das Christentum zu fördern, um das Heidentum und die heidnischen Volksgesänge zurückzudrängen, dichtete Otsried seinen „Krist", ein Evangelienbuch, in dem er das Leben Jesu erzählt und die Grundlehren des Christentums vorsührt. Das Buch ist besonders sür den Sprachsorscher von hoher Bedeutung, da man ohne Otsrieds Gedicht die deutsche Sprache im 9. Jahrhundert nur sehr unvollkommen kennen würde.
Ungefähr dreihundert Jahre später lebte im Elsaß ein anderer, nicht weniger berühmter Dichter, Heinrich der Gleißner. Sein Gedicht, mit dem Titel „Jsengrimms Not", stellt die Feindschaft und die Kämpfe des Wolfes und Fuchses dar. Es ist demnach die Bearbeitung einer Tiersage, eines Stosses, an dem unsere Vorfahren große Freude hatten.
Heinrich der Gleißner schrieb in der Zeit Barbarossas. Damals lebten viele Dichter, die wegen ihrer zarten Lieder gern mit Nachtigallen verglichen wurden. Und die Führerin dieser Nachtigallenschar war die Nachtigall vou Hagenau, Reinmar der Alte. Das Elsaß dars sich rühmen, in ihm einen der gefeiertsten Dichter des deutschen Mittelalters zu besitzen.
Ein ariderer Dichter damaliger Zeit ist Gottfried von Straßburg, Stadtschreiber daselbst. Sein Gedicht „Tristan und Isolde" gehört nach Form und Sprache zu dem Schönsten, was das Mittelalter hervorgebracht hat, leidet jedoch durch Mangel an sittlichem Ernst und Tiese.
Eine Zeitgenossin Gottfrieds war Herrad von Landsperg, Äbtissin auf Odilienberg, die von Barbarossa öfters besucht wurde. Sie war eine gelehrte Frau und trug in einem Buche, das sie Lust- oder Wonnegarten (hortus deliciarum) nannte, sorgsam alles zusammen, was die damalige Welt an wissenschaftlichen Schätzen besaß.
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Extrahierte Personennamen: Gutenberg Ludwigs Heinrich_der_Gleißner Heinrich Heinrich Barbarossas Barbarossas Reinmar_der_Alte Gottfried_von_Straßburg Ernst Gottfrieds Barbarossa Barbarossa
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Aus dem 14. Jahrhundert ist Johann Tanler zu erwähnen, ein hervorragender Gottesgelehrter und Prediger in Straßburg. Doch er predigte nicht nur, sondern er handelte auch nach den Lehren, die er vortrug. Als der schwarze Tod in Straßburg wütete, besuchte er Kranke und Sterbende, um überallhin die Tröstungen der Hl. Religion zu bringen.
jydfa; Arjit Chrv J 4 S S. Dens.tusa’öäi
t f io. i
(itwös jünger ist ^akob Zwinger von Königshosen, Domherr am Münster und an der St Thomaskirche zu Straßburg. Er starb im ^ahre 1420. Zwinger war ein gelehrter, fleißiger Geschichtsforscher; er schrieb eine Geschichte des Elsasses und der Ltadt Straßburg, sowie eine Geschichte der Kaiser und der Päpste, ^eine „deutsche Chronik" ist das älteste Geschichtswerk der deutschen Sprache.
Auch die Zeit Maximilians I. ist reich an elsässischen Gelehrten. ^ Damals lebte in Straßburg Sebastian Brant, der in einem -buche, „das Narrenschiss" geheißen, die Torheiten seiner
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Extrahierte Personennamen: Johann_Tanler Johann Maximilians_I. Maximilians_I. Sebastian_Brant
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. 115
Zu weit höherer Blüte und viel größerer Bedeutung für ihre Gesamtentwicklung überhaupt gelangte die Buchdruckerkunst in den beiden Städten, welche damals die Hanptzentren des Handels und der Kunst waren, Augsburg und Nürnberg. In der alten Augusta Vindelicorum ward sie eingeführt durch Günther Zainer von Reutlingen, der in Straßburg wohl bei Johann Mentelin, dem frühesten Drucker dieser Stadt, sich mit der Erfin-dnng Gutenbergs vertraut gemacht hatte. Spätestens 1467 dürfte er Straß-bnrg verlassen haben, denn schon am 12. März 1468 ging das erste datierte (b. i. mit der Angabe des Druckers, Druckortes und Jahres versehene) Werk aus seiner Presse hervor, die von nun an bis zu seinem am 13. April 1478 erfolgten Tode ununterbrochen tätig war und ganz bedeutende Leistungen zu verzeichnen hatte. Von den zirka 80 bis 90 Drucken, die aus derselben stammen und von denen die Mehrzahl in lateinischer Sprache abgefaßt ist, gehört ein großer Teil der Theologie und Erbauungsliteratur an; daneben sind aber auch Erziehnngs- und Arzneibücher, Schriften erzählenden Inhalts n. a. vertreten. So entstanden in Zainers Werkstätte neben dem ersten datierten Werke Augsburgs, den „Betrachtungen über das Leben nnseres Herrn Jesu Christi" von Bonaventnra, gegen 1473 bzw. 1477 zwei Ausgaben der deutschen Bibel, die schon durch ihr Format alle anderen überragen. Sie nehmen den vierten bzw. sechsten Platz ein in der Reihe der 14 hochdeutschen Bibelausgabeu, die vor Luther erschienen sind; ferner die erste lateinische Ausgabe jenes Buches, das nächst der Bibel die weiteste Verbreitung auf der Erde gefunden hat, der Nachfolge Christi des Thomas a Kempis, weiter ein Neudruck der unter dem Namen Catholicon bekannten Realenzyklopädie des Dominikaners Johannes Balbns von Genua, die an Schönheit des Druckes wie an Seltenheit dem berühmten, von Gutenberg selbst gedruckten Originale nicht viel nachsteht, die erste Ausgabe des Schwabenspiegels u. f. w. Nicht zu vergesseu zahlreicher auf Folioblätter gedruckter Kalender, deren ältester, ein deutscher auf das Jahr 1470, einer der frühesten Kalender dieser Art überhaupt ist. Nicht lange ist Zainer der einzige Typograph Augsburgs geblieben; denn schon 1470 erscheint ein weiterer dort tätig, Johannes Schüßler, der aber nur kurze Zeit druckte. Es sind verhältnismäßig wenige, aber sehr gut ausgeführte und den tüchtigen Meister kennzeichnende Werke, die seiner Presse entstammen; das erste, das dieselbe am 28. Juni 1470 verließ, ist die älteste Übersetzung des jüdischen Geschichtschreibers Flavins Josephus, der sich das früheste wissenschaftliche Buch über Landwirtschaft n. a. anschließen. Das letzte Buch, das seinen Namen trägt, ist vom 2. Juli 1472. Noch in demselben Jahre verkaufte er fünf Druckpressen nebst Zubehör an das Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra, dessen gelehrter und aus die Pflege der Wissenschaften sorgsam bedachter Abt Melchior von Stamham die hohe Bedeutung der Erfindung Gutenbergs richtig erkannte und sie für die Zwecke seines Klosters dienstbar zu machen suchte. Die Werkstätte, in welcher die sämtlichen Verrichtungen wie Setzen,
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Extrahierte Personennamen: Günther Johann_Mentelin Johann Jesu_Christi"_von_Bonaventnra Christi Thomas_a_Kempis Johannes_Balbns_von_Genua Gutenberg Johannes_Schüßler Flavins_Josephus Ulrich Melchior_von_Stamham
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst tu Bayern. 117
Ruhm an der Verbreitung deutscher Schrifteu im 15. Jahrhundert hervorragenden Anteil zu haben. Unter den zahlreichen Werken seiner Presse, zu denen u. a. eine Ausgabe des wichtigsten deutschen Nechtsbuches des Mittel* alters, des Sachsenspiegels, die früheste deutsche Übersetzung der Nachfolge Christi und der erste deutsche Briefsteller gehören, verdienen vorzüglich die beiden Ausgaben der deutschen Bibel von 1477 bzw. 1480 Erwähnung, von denen die erstgenannte die älteste (Deutsche Bibel ist, welche volle Datierung hat. Auch für die illustrative Ausschmückung seiner Drucke entfaltete Sorg eine rege Tätigkeit, als deren Hauptwerk das berühmte Konstanzer Konziliumsbuch des Domherrn Ulrich von Reichenthal zu nennen ist, welches neben der wörtlichen und bildlichen Darstellung des Verlaufs dieser Kirchenversammlung nicht weniger als 1156 Wappen aller damals in Konstanz anwesenden vornehmen Männer der ganzen Christenheit enthält. Eine Leistung, die vorher noch von keiner Seite versucht worden war und die dem Buche selbst mit Recht die Bezeichnung des ältesten gedruckten Wappenbuches eingetragen hat. Die lange Reihe seiner Drucke schloß Sorg 1493 mit einer deutschen Ausgabe der Evangelien und Episteln; bald darauf scheint er auch gestorben Zu sein.
Ein neuer Meister trat mit Johann Schön sperger dem Älteren auf, der durch die reiche bildliche und typographische Ausstattung, die er seinen Werken zuteil werden ließ, sich einen hervorragenden Rainen erwarb. Seine Tätigkeit begann 1481 und dauerte bis weit in das erste Viertel des 16. Jahrhunderts hinein. Bis zum Jahre 1500 erstreckte sie sich nicht so sehr auf die Herstellung neuer, bisher noch nicht gedruckter Bücher als vielmehr auf den Nachdruck solcher, die zu jener Zeit oft begehrt waren und unter denen neben einer Reihe von Ausgaben der deutschen Evangelien und Episteln, der Heiligenleben u. a. sich wieder zwei deutsche Bibeln von 1487 und 1490 mit hübschen, der sog. Kölner Bibel entnommenen Holzschnitten befinden. So produktiv er indessen der Zahl nach war, seine Hauptbedeutung erlangte er doch erst, um dies kurz zu erwähnen, im 16. Jahrhundert, als er von Kaiser Maximilian zum kaiserlichen „Diener und Buchdrucker" ernannt wurde und nun im Aufträge seines Herrn jene typographischen Meisterwerke schuf, die seinen Namen mit der Geschichte der Buchdruckerkunst für immer verbinden: jenes herrliche, nur in zehn Exemplaren auf Pergament gedruckte Gebetbuch des Kaisers von 1514, von dem die Hof- und Staatsbibliothek in München ein mit eigenhändigen Randzeichnungen Albrecht Dürers versehenes Fragment als einen ihrer kostbarsten Schätze verwahrt, und den mit Recht als Meisterwerk der Typographie gepriesenen „Theuerdank" von 1517 und 1519, der in poetischer Form die Brautfahrt Maximilians schildert und von Schänfelein, Burgkmair, Beck u. a. künstlerisch ausgeschmückt ist.
Nicht nur völlig ebenbürtig sondern in vieler Beziehung Schönsperger noch überragend reiht sich ihm Erhard Ratdolt au, einer der bedeutendsten
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Reichenthal Johann_Schön Johann Maximilian Maximilian Albrecht_Dürers Albrecht Maximilians Beck Erhard_Ratdolt
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Christi Konstanz Staatsbibliothek München Maximilians
36. Bayerns Anteil an der Naturwissenschaft!. Forschnngsinethode im 17. Jahrh. 205
Wohl Scheiner dazu nicht die mindeste Veranlassung gegeben hatte, griff Galilei namentlich diese Behauptung des Apelles auf das schärfste au, während sich ihre Richtigkeit in der Folgezeit glänzend bestätigte. Galilei scheint erst 1614 erfahren zu haben, wer jener Apelles eigentlich war, mit dem er wiederholt Briefe gewechselt hatte, und es ist nicht unmöglich, daß die Zugehörigkeit des letzteren zum Jesuitenorden, unter dessen Mitgliedern der berühmte Naturforscher mit Recht feine gefürchtetfteu Gegner vermutete, den Umschwung seiner anfangs freundlichen Gesinnung gegen Scheiner verursachte. Jedenfalls reizte er diesen, indem er ihn 1623 in einer Streitschrift, die gegen ein Werk des Jesuiten Grasfi gerichtet war, in der ungerechtesten Weise des Plagiates an seinen Briefen bezichtigte, obwohl die Daten derselben die Unmöglichkeit eines solchen beweisen. Nun erst nahm Scheiner den Kamps mit ihm auf, suchte sich in einem großen Werke, das er erscheinen ließ, von dem Vorwnrfe des Plagiates durch eine langatmige Verteidigung zu reinigen, beanspruchte für sich direkt die Priorität der Entdeckung und ärgerte Galilei noch außerdem dadurch, daß er daselbst einige allerdings nicht unerhebliche Irrtümer desselben aus jenen Briefen auszählte. Das Widerlichste aber an dem nun in hellen Flammen auslodernden Prioritätsstreite der beiden so bedeutenden Männer ist die Tatsache, daß sie beide (wider besseres Wissen, wie die neueste Forschung unwiderlegbar nachgewiesen hat) den Namen des wirklichen ersten Entdeckers und Beobachters der Sonnenflecken, des jungen friesischen Astronomen Johann Fabricius einfach totschwiegen, obwohl derselbe bereits zur Leipziger Herbstmesse 1611 ein kleines Büchlein hatte erscheinen lassen, in dem er seine Entdeckung vom 9. März desselben Jahres mitteilte und sogar ans der Umlaufszeit der beobachteten Flecken bereits auf eine Rotation des Sonnenkörpers schloß. Nur Simon Mahr und der große Kepler traten für Fabricius ein ohne sich jedoch weiter an dem Gezänke der beiden Gegner zu beteiligen.
Wenn der letzterwähnte Umstand uns den Charakter unseres Landsmannes keineswegs sympathisch zu machen vermag, so können wir doch seinem ausge-zeichneten Beobachtungstalent, das ihn für alle Zeiten in die Reihe der ersten beobachtenden Astronomen stellt, unsere Bewunderung nicht versagen. Denn mit erstaunlichem Eifer setzte Scheiner sowohl in Ingolstadt wie in Rom, wohin ihn sein Orden im Jahre 1624 schickte, feine Sonnenfleckenbeobachtungen fort und häufte ein gewaltiges Material an, aus dem er die interessantesten und wichtigsten Schlüffe zu ziehen wußte. So fand er außer der schon erwähnten merkwürdigen Eigenbewegung der Fleckeu, daß dieselben aus einem tiefliegenden dunklen Kern bestehen, der von einem hellen Rande, der Pänumbra, wie er ihn nannte, umgeben ist, verfolgte die Veränderung und Zerteilung, die die größeren Flecken bei ihrer Wanderung über die Sonnen-scheibe oftmals zeigen, entdeckte zuerst die sogenannten Sonnenfackeln, das find Gruppen besonders hell leuchtender Stellen, in die sich zuweilen die Flecken auflösen, und berechnete aus der Umlaufszeit besonders charakteristischer Sonnen-
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Extrahierte Personennamen: Scheiner Scheiner Johann_Fabricius Johann Simon_Mahr
Diokletian und Konstantin.
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Die Germanen. Am Rhein schlssen sich die beiden Vlkerver-einignngen der Franken und Alamannen fester in sich zusammen. Unter Konstantius eroberten sie die Provinzen Germania auperior und inferior. Durch den Sieg nrdlich von Straburg 357 stellte Julian die Rheingrenze wieder her, die erst in der Zeit der groen Vlker-Wanderung endgltig verloren ging.
Gegen die Goten (vgl. 13 und 21a) hatte Konstantin der Groe siegreich gekmpft. Er richtete eine strenge Grenzwacht ein und unterwarf auch die Mrkte an der Grenze der Beaufsichtigung durch seine Beamten. Die Goten waren auf den Verkehr mit den Bewohnern des Reiches so sehr angewiesen, da sie Not litten, wenn er ihnen beschrnkt wurde. Bis zum Jahre 378 herrschte hier Frieden.
In die Zeiten Konstantins des Groen reichen auch die Anfnge des Christentums bei den Goten zurck. Wulfila oder Ulfilas) (ca. 311381) war ihr Bischof, er hing der Lehre des Artus an. Um die Mitte des Jahr-Hunderts von einem heidnischen Gotenfrsten vertrieben, wanderte er als ein zweiter Moses" mit seinen christlichen Anhngern aus und nahm mit ihnen Wohnsitze in der Provinz Mosten. Hier bersetzte er die Bibel ins Gotische. Dazu bedurfte es zuerst der Grotat, ein besonderes gotisches Alphabet aufzustellen, eine Schrift zu schaffen fr ein Volk, welches bis dahin nur vereinzelte Runen auf Holz oder Stein geritzt hatte. Und Wulfila gab einem Volke die Bibel in die Hand, welches bis dahin nicht einmal wute, was Lesen sei. Seine Bibel ist die erste Bibel in germanischer Zunge, die erste germanische Prosa; sein Name der erste unserer ganzen Literatur. Der prachtvolle silberne Kodex in Upsala, der den grten erhaltenen Teil seiner bersetzung birgt, mag einst in den Hnden der oft-gotischen Könige gewesen sein. Auch unter den Goten jenseits der Donau erhielt sich das Christentum, ja es breitete sich langsam aus und fand schlie-(ich an dem Fürsten Fritigern einen Rckhalt.
Die groe Wandlung, die sich im 5. Jahrhundert vollzog, war auf allen Gebieten des Lebens vorbereitet. Die Germanen und Rmer waren einander unentbehrlich geworden, ja das Rmische Reich erhielt sich allein noch dadurch, da es Germanen in Massen ausnahm. Die rmischen Heere bestanden fast ganz aus Germanen. Germanen stiegen zu den obersten Kommandostellen auf. Bald wurden ihnen auch die Hofmter zugnglich. Der bergang der Herrschaft an die germanischen Heerknige war nur noch eine Frage der Zeit. Die schwierigste Ausgabe aber erstand darin, in den Reichen derselben zwischen den beiden nach Abstammung, Sprache und Sitte voneinander verschiedenen Gruppen der Bevlkerung ein fried-liches Verhltnis herzustellen. Der Versuch milingt; dennoch trat spter eine Mischung ein, aus der die romanischen Völker hervorgingen. Das Beste aber, was die rmisch-griechische Welt noch zu bieten vermochte, lag in den Hnden der christlichen Kirche und war dort gegen die Strme der Zeiten gesichert. Der Staat wird christianisiert, die Kirche verweltlicht. Die innere Entwicklung der Alten Welt erreicht damit ihr Ende.
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Extrahierte Personennamen: Diokletian Konstantin Julian
138
Deutsche Geschichte im Mittelalter.
da an liegt die Verwaltung der Stadt in den Hnden des Rates, der fr den Bau und die Unterhaltung der Stadtmauern, fr die Kriegs-tchtigkeit des nach Znften geordneten Heeres zu sorgen, Recht und Ge-richt wahrzunehmen hat. Um ihre Geldbedrfnisse zu befriedigen, fhrten die Städte schon frh neben direkten Steuern das Ungeld, die Akzise, ein und gingen damit den Fürsten voraus. Den Glanz und Reichtum uufrer alten Städte bringen noch heute ihre stolzen Bauten, Rathuser, Zunfthuser, Brunnen und Denkmler zum Ausdruck, vor allem die wundervollen Kirchen, die wie die Mnster zu Straburg, Freiburg und Ulm, die Dome zu Speyer, Worms und Cln ihre Ausfhrung in erster Linie der Tatkraft ihrer Brger verdanken.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts erstarkten die Znfte und for-derteu einen Anteil an den Ratsstellen fr sich. In der Regel warfen sie den Patriziern Unterdrckung der Armen und ungerechte Verwaltung des Stadtsckels vor. Ganz Deutschland ergriff damals diese Bewegung; sie wurde in verschiedener Weise durchgekmpft; hier gelang eine Einigung ohne Blutvergieen, dort wurden in den Straen schwere Schlachten ansgesochten (wie 1332 in Straburg), und der Sieger nahm grausame Rache an dem Besiegten. Bald wurden die Geschlechter ganz verdrngt, bald behaupteten sie sich, am hufigsten aber wurde den Znften irgendein Anteil an der Verwaltung der Stadt eingerumt. Doch ist eine gerechtere Verteilung der Lasten nur selten eingetreten, auch da nicht, wo die Znfte den vollen Sieg erfochten. In der Regelung der Verhltnisse zu den Nachbarn dagegen zeigten sich die Znfte kurzsichtiger als die Geschlechter, und durch ihre Bekmpfung des sich auf groe Geldmittel sttzenden Grohandels trugen sie dazu bei, da der deutsche Kaufmann die Mrkte, die er lange beherrscht hatte, schlie-lich an das Ausland verlor.
73. Die Ritter. (Vgl. S. 107.)
Hinter Fürsten und Stdten trat das Rittertum an Bedeutung zurck. Zwischen die ausstrebende Macht beider hineingestellt, sah es sich bald ganz in die Verteidigung gedrngt und gentigt, Bndnisse zu schlieen, um sich nur zu behaupten.
Auf dem Gebiete der Kriegfhrung wurde es durch das aufkommende Sldnertum in den Hintergrund gedrngt. 1315 erleidet ein Ritterheer gegen ein Bauernheer eine Niederlage, 1322 wird die letzte groe Ritter-schlacht, die bei Mhldorf, geschlagen, 1346 kommen bei Crecy schon Feuer-Waffen zur Anwendung.
Auch die Zeiten des ritterlichen Sngers sind vorber. In der Stadt bt der Zunftmeister die Kunst des Meistergesanges; wenn sich dabei die Dichtkunst nicht auf der Hhe erhlt, so drckt dagegen die bung der bildenden Knste den spteren Jahrhunderten den Stempel auf.
Die Prosa wird gepflegt vom Mnche, der in der Landessprache predigt, vom Stadtschreiber, der die Stadtchronik in der Landesmundart aufzeichnet.
Die hheren Stellen der Verwaltung gehen aus den Hnden der Ritterbrtigen oder Geistlichen in die des juristisch Gebildeten der. Der Stadtschreiber ist der erste juristisch gebildete Beamte; auch hier folgen die Fürsten den Stdten nach, bald haben auch ihre Rte in Bologna oder Padua beide Rechte studiert.
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Extrahierte Personennamen: Crecy
Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Ulm Worms Deutschland Straburg Bologna Padua
Aus der Geschichte der Neuzeit
Allgemeine bersicht.
Die Einheit der abendlndischen Kirche hrt auf, von der rmisch-katholischen Welt lsen sich evangelische Sonderkirchen und erringen nach schweren Kmpfen eine gesicherte Stellung.
Die romanischen Nationen (auch die slawischen, soweit sie in Betracht kommen) bleiben der rmischen Kirche treu; in den germanischen wendet sich die Mehrheit der Bevlkerung der Reformation zu.
Das europische Staatensystem wird neu geordnet; es entstehen selb-stndige Staaten in den Niederlanden und der Schweizer Eidgenossen-schaft. Die Mitte Europas, das Deutsche Reich, wird politisch des-organisiert (800 Jahre nach dem Teilungsvertrag zu Verdnn, 400 Jahre nach dem Tode Friedrichs Il), es ist als Ganzes vllig ohnmchtig und steht unter dem Einflu des Auslandes.
Die beiden Weltreiche, das spanische und das osmanische, unter-einander verfeindet, scheinen im Anfang des 16. Jahrhunderts die Selb-stndigkeit Europas zu bedrohen, in der zweiten Hlfte aber wird der trkischen Ausdehnung durch die Verteidigung von Malta und die Seeschlacht von Lepauto (1571) eine Grenze gezogen, die spanische Monarchie erschpft ihre Macht im Religionskampf; das Jahr 1588, der Untergang der Armada, kann als der Wendepunkt ihrer Geschichte betrachtet werden.
Der Welthandel verlt in dieser Periode die alten Wege, die Mittelmeerhfen Europas geben ihre Bedeutung an die atlantischen ab, Venedig steht schon hinter Antwerpen, im 17. Jahrhundert weit hinter Amsterdam zurck.
Das Zeitalter der Reformation.
15171555.
Allgemeine Ubersicht.
In den meisten Lndern des Abendlandes entstehen evangelische Ge-meinden und Kirchen, die sich in Lehre und Ordnung des Gottesdienstes und des Gemeindelebens mehr oder weniger eng an das Vorbild der von Luther, Zwingli und Calvin gegrndeten Gemeinden anschlieen.
Der Humanismus tritt zurck, der mit Leidenschaft gefhrte religise Kampf ist der Ausgestaltung seiner Ideale nicht gnstig. War der Huma-nismus eine Bildung fr die hheren Schichten der Gesellschaft, so machen die Evangelischen die Volksbildung recht eigentlich zu ihrer Aufgabe; sie stellen die von den Humanisten gefrderte Kenntnis der alten Sprachen in den Dienst der Schriftforschung, die Volksschule wird gegrndet, die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens werden verbreitet, dem gemeinen
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